Neunzehn Jahre ist es her, dass Halit Yozgat in der Holländischen Straße in Kassel ermordet wurde.
Neunzehn Jahre in denen der Mordfall nicht lückenlos aufgeklärt werden konnte. Auch in diesem Jahr kommen wieder viele Bürgerinnen und Bürger am Halitplatz in Kassel zusammen, um Halit Yozgat zu gedenken. Die Frage, die wir uns dabei alle stellen: Hätte der Mord verhindert werden können?
Halit Yozgat wurde nur 21 Jahre alt. Als Sohn türkischer Einwanderer kam er 1985 in Kassel zur Welt und eröffnete sein eigenes Internetcafé. Bis er am 6. April 2006 durch die rechtsextreme Terrorgruppe Nationalsozialistischer Untergrund (NSU) ermordet wurde. Er war das neunte Todesopfer des NSU, der zwischen 2000 und 2006 gezielt Menschen mit Migrationsgeschichte ermordete.
Der Mord an Halit Yozgat und die Verbrechen des NSU prägen Deutschland bis heute.
Die Morde stellten nicht nur eine Serie von rassistischen Terroranschlägen dar, sondern auch eine tiefgehende Krise staatlicher Institutionen. Bis zur Selbstenttarnung des NSU im Jahr 2011 verliefen die Ermittlungen ins Leere – nicht, weil keine Spuren vorhanden waren, sondern weil sie in die falsche Richtung gelenkt wurden. Die Opferfamilien gerieten zu Unrecht selbst in Verdacht, wurden mit Misstrauen behandelt und nicht ernst genommen. Für die Hinterbliebenen ein Zustand, der bis heute nicht verwunden ist.
Auch nach der Selbstenttarnung der Terrorgruppe NSU bleiben viele Fragen offen. In Kassel steht weiterhin die Rolle von möglichen Unterstützern sowie die Verstrickungen des hessischen Verfassungsschutzes im Raum. Wieso war Andreas Temme, ehemaliger Mitarbeiter des Landesamtes für Verfassungsschutz, zur Tatzeit im Internetcafé anwesend? Die vollständige Aufklärung des Mordes an Halit Yozgat und der Taten des NSU bleibt eine offene Aufgabe für die Gesellschaft und den Rechtsstaat.
Sonntag, 6. April um 15 Uhr: Öffentliches Gedenken an Halit Yozgat (Halitplatz, Kassel)
Das jährliche Gedenken in Kassel ist ein Zeichen der Solidarität mit den Angehörigen der Opfer und eine Mahnung, dass der Kampf gegen rechtsextreme weitergeführt werden muss. Die Stadt darf nicht vergessen, dass sie Teil einer unsäglichen rechtsextremen Gewaltserie war und dass es eine gemeinsame Verantwortung gibt, das Andenken an Halit Yozgat und alle Opfer des NSU lebendig zu halten.