Kassel diskutiert Umbenennung der Universität Kassel zu Ehren von Elisabeth Selbert
Die erste Universität in Deutschland, die nach einer Frau benannt ist? Darüber wird gerade in Kassel debattiert. Der Vorschlag steht im Raum. Die Universität Kassel solle den Namen der bedeutenden Juristin und SPD-Politikerin Elisabeth Selbert tragen. Die 1896 in Kassel geborene Politikerin spielte eine zentrale Rolle bei der Entwicklung des Grundgesetzes und setzte sich zeitlebens für die Gleichberechtigung der Frauen ein. Als eine von nur vier Frauen im Parlamentarischen Rat gab sie den entscheidenden Impuls für den Artikel 3, Absatz 2 des Grundgesetzes: „Männer und Frauen sind gleichberechtigt.“
Angestoßen wurde die Diskussion von Prof. Jutta Allmendinger, einer bekannten Soziologin aus Berlin. Im Interview mit der HNA brachte sie den Vorschlag auf, die Universität nach Elisabeth Selbert zu benennen. Allmendinger, die am 4. Februar Gast einer Podiumsdiskussion über Selbert und den Stand der Gleichstellung an der Universität war, erklärte, dass es an der Zeit sei, der 1971 als Gesamthochschule gegründeten Institution einen Namen zu geben, der mit der Geschichte der Stadt und ihrer bedeutenden Persönlichkeiten verknüpft ist. „Es wäre wunderbar, wenn sie den Namen von Elisabeth Selbert trüge“, sagte Allmendinger.
In ganz Deutschland gibt es bisher keine Universität, die nach einer Frau benannt ist. Es gibt zwar Hochschulen wie die Alice-Salomon-Hochschule in Berlin und die Palucca-Hochschule für Tanz in Dresden, die nach Frauen benannt sind, jedoch handelt es sich dabei nicht um Universitäten. Die Diskussion um eine Umbenennung in Kassel könnte somit eine bundesweite Premiere darstellen.
Letztlich liegt die Entscheidung über die Umbenennung der Universität allein bei den zuständigen Gremien der Hochschule. Sollte der Vorschlag umgesetzt werden, würde dies ein starkes Zeichen für die Demokratie setzen, besonders im Hinblick auf die wichtige Rolle, die Elisabeth Selbert bei der Formulierung des Grundgesetzes und der Gleichstellung der Geschlechter spielte. Wir beobachten die Diskussion weiter!
Prominente Stimmen haben sich bereits für die Umbenennung ausgesprochen.
Trotz des Aufwands und der Kosten unterstützen die Bundestagsabgeordneten Daniel Bettermann (SPD) und Boris Mijatovic (Grüne) ausdrücklich eine Umbenennung. Auch der Bundestagskandidat der CDU, Maik Behschad, sprach sich dafür aus. Selbert sei zweifellos eine verdiente und angesehene Demokratin. Die Universität nach ihr zu benennen, sei der richtige Schritt. Und Landespolitiker Timon Gremmels (SPD) begrüßt den Vorschlag. „Aus persönlicher Sicht und als Bürger der Region Kassel finde ich, dass Elisabeth Selbert als Mutter des Grundgesetzes und des Gleichstellungs-Artikels bestens geeignet wäre, eine solche Namensgeberin zu sein. Ich bin gespannt, wie die Gremien der Universität diesen Vorschlag aufgreifen werden.“, so Gremmels auf Anfrage.
Wir beobachten die Diskussion weiter!