
Demokratie-Verstärker*innen ausgezeichnet: 11 Projekte wurden für das Engagement für Demokratie und Vielfalt geehrt.
In wenigen Wochen wird der Bundestag gewählt. Vorab kamen auf Einladung von Offen für Vielfalt e.V. im Regierungspräsidium Kassel hundert Vertreter*innen aus Zivilgesellschaft, Wirtschaft, Kirche und Politik zusammen. Im Walter-Lübcke-Saal überreichte Schirmherr Christoph Lübcke gemeinsam mit Vertreter*innen von Offen für Vielfalt e.V. die Auszeichnungen der Demokratie-Verstärker*innen.
Bis zum 15. Dezember 2024 konnten sich Einzelpersonen, Initiativen, Vereine oder Bildungsstätten als „Demokratie-Verstärker*innen“ bei der Demokratie-Initiative „Offen für Vielfalt“ bewerben. Mehr als 50 Bewerbungen aus Nordhessen erreichten die Demokratie-Initiative. Insgesamt wurden Projekte mit 10.000 Euro gefördert. Der Verein will damit Engagement unterstützen und Austausch, Verständigung und Miteinander fördern. Kreativität waren keine Grenzen gesetzt.
Seit dem Mord am Regierungspräsidenten durch einen Rechtsextremisten gedenkt die Demokratie-Initiative jährlich Walter Lübckes und setzt ein Zeichen für demokratische Werte. Auch der Wettbewerb der „Demokratie-Verstärker*innen“ sollte ein solches Zeichen sein. Christoph Lübcke, Sohn des ermordeten Politikers, übernahm die Schirmherrschaft des Wettbewerbs. „Es braucht tatkräftige Demokratinnen und Demokraten, die sich angstfrei und leidenschaftliche für die Werte einsetzen, die unsere Demokratie zusammenhalten. Die letzten Jahre haben meiner Familie und mir deutlich gezeigt, dass wir das Engagement einer aktiven Zivilgesellschaft für Demokratie stärken müssen. Nur so können wir den Feinden der Demokratie entschieden entgegentreten. Die ausgezeichneten Projekte und die Menschen dahinter stehen für genau diese Werte.“, so Schirmherr Christoph Lübcke.
Offen für Vielfalt e.V. blickt voller Zuversicht auf die kommenden Monate. „Die Demokratie in Deutschland steht unter enormem Druck. Zunehmend versuchen Politiker*innen ihre Ziele mit der Brechstange durchzusetzen. Dabei dürfen Werte wie Anstand, Kompromiss- und kreative Lösungsbereitschaft aber nicht vergessen werden. Uns haben in den letzten Monaten mehr als 50 Bewerbungen mit Projekten erreicht, die sich für Demokratie und Vielfalt einsetzen. Daran erkennt man eine aktive und motivierte Zivilgesellschaft, die den Laden am Laufen hält“, so Maximilian Zindel, stellvertretender Vorsitzender der Demokratie-Initiative. „Wir wollen diese Menschen aktiv unterstützen und eine laute Stimme für unsere freiheitlichen demokratischen Werte sein. Es braucht einen breiten Schulterschluss. Nur so kann die Demokratie langfristig gegen Verfassungsfeinde verteidigt werden“, ergänzt Vorstandsmitglied und Kassierer, Johannes Fuhr.
Insgesamt wurden in drei Kategorien sechs Demokratie-Verstärker*innen ausgezeichnet. Zusätzlich werden fünf Projekte mit dem Sonderpreis „Ländlicher Raum“ gewürdigt.
Kategorie 1: Teilhabe, Beteiligung und Mitmenschlichkeit
Gemeinsam mit Christoph Lübcke übergaben Susanne Simmler (LWV Hessen) und Constanze Richter (Spielmobil Rote Rübe e.V.), Vertreterinnen der Jury, den Preis und würdigten die Projekte mit einer Laudatio.
Die Interessengemeinschaft “Buntes Borken” mit dem Projekt „Buntes Borken – Fest für Vielfalt und Toleranz“ wird mit 1.500 Euro ausgezeichnet. Die Menschen hinter „Buntes Borken“ veranstalten ein Festival für eine offene, diverse und demokratische Gesellschaft und wollen Begegnung und Vernetzung vor Ort stärken.
Das Gesamtschule Fuldatal Patennetzwerk zweier Lehrerinnen der Gesamtschule Fuldatal soll struktureller Ungleichheit entgegenwirken und gesellschaftlicher Teilhabe stärken. Das Projekt wird mit 1.000 Euro ausgezeichnet. Ziel ist, die Beteiligung von Eltern, insbesondere mit sprachlichen Barrieren oder Diskriminierungserfahrungen, am schulischen Leben zu fördern und eine inklusivere, vielfältigere Schulgemeinschaft zu schaffen.
Kategorie 2: Demokratie, demokratische Werte und gegen Extremismus
Gemeinsam mit Christoph Lübcke übergaben Ute Orgir (Offen für Vielfalt e.V.) und Katrin Kaiser (Offen für Vielfalt e.V.), Vertreterinnen der Jury, den Preis und würdigten die Projekte mit einer Laudatio.
Die Abteilung Judaica des Stadtmuseums Hofgeismar wird mit 1.500 Euro ausgezeichnet. Seit etwa 18 Jahren wird die Erinnerungsarbeit der Abteilung Judaica im Stadtmuseum Hofgeismar von Ehrenamtlichen getragen, mit dem Ziel, Schüler*innen aller Altersgruppen, einzubeziehen. Das jährliche Angebot umfasst Führungen, Projekttage und langfristige Forschungsprojekte.
Das Bündnis „Kassel gegen Rechts: Für Vielfalt und Demokratie“ ist ein zivilgesellschaftlicher Zusammenschluss, der sich gegen den wachsenden Rechtsruck und menschenverachtende Ideologien einsetzt. Das Bündnis organisierte erfolgreich Großdemonstrationen gegen Rechts in der Region, schult Menschen darin für Demokratie und Vielfalt einzutreten und arbeitet eng mit lokalen Initiativen und überregionalen Bündnissen zusammen.
Kategorie 3: Frieden und Völkerverständigung
Gemeinsam mit Christoph Lübcke übergaben Teslihan Ayalp (Stadt Kassel) und Ernst Klein (Regionalhistoriker), Vertreter*in der Jury, den Preis und würdigten die Projekte mit einer Laudatio.
Dir Arbeit des Vereins GemeinsamLeben in Fuldabrück e.V. wird mit 1.500 Euro unterstützt. Die Aktiven sind seit 2015 in der Hilfe für Geflüchtete tätig. Der Verein organisiert jährlich ein Integrationssport- und Spielfest, betreibt eine Fahrradwerkstatt, sorgt für Kontaktaufnahme und Begegnung und begleitet Geflüchtete zu Schulungen und Sprachkursen.
Mit 1.000 Euro wird die Arbeit des Vereins The Concerned Nigerians Kassel, Germany e.V gefördert. Die Arbeit des Vereins hat das Ziel, Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene, insbesondere afrikanischer Herkunft, in Kassel zu stärken. Dadurch soll der interkulturelle Dialog gefördert und Vorurteile durch Bildung, Austausch und gemeinschaftliche Aktionen abgebaut werden, um Brücken zwischen unterschiedlichen Kulturen zu bauen.
Sonderpreis „Ländlicher Raum“
Gemeinsam mit Christoph Lübcke übergab Dr. Daniela Sommer (Landtagsvizepräsidentin), Vertreterin der Jury, den Preis und würdigten die Projekte mit einer Laudatio.
Fünf Projekte erhalten durch den Sonderpreis „Ländlicher Raum“ eine Würdigung für die Arbeit in der Fläche in Nordhessen.
Die Bad Wildunger Initiative für Demokratie, Vielfalt & Toleranz erhält für das Projekt „Bäume der Vielfalt“ 1.000 Euro. Die Bäume werden mit Kindern und Jugendlichen gepflanzt und mit Informationszubehör zu demokratischen Werten versehen.
Die Dorfbuchladen Initiative Kaufungen erhält 500 Euro für das Bestandhalten der nachbarschaftlichen Begegnung. Der Austausch über unterschiedliche Lebensrealitäten und Perspektiven ist grundlegend für den gesellschaftlichen Zusammenhalt und lebendige Demokratie.
Der Werkraum Treysa des Evangelischen Kirchenkreises Schwalm-Eder erhält 500 Euro. Im Werkraum gibt es verschiedenste Angebote zum gemeinsamen Leben im Quartier und bringt Menschen unterschiedlichster Nationalität und sozialer Herkunft zusammen.
Der TSV Landau 1907e.V. erhält 250 Euro für die Organisation eines Fußballturniers für und mit Menschen mit einer Behinderung sowie ein inklusives und integratives Fußballtrainingscamp.
GemeinsamLeben in Fuldabrück e.V. konnte mit ihrer Arbeit auch die Jury des Sonderpreises überzeugen und erhält 250 Euro für die Arbeit für Integration und Zusammenhalt.
Hintergrund zur Preisverleihung:
Die Ehrung der Demokratie-Verstärker*innen fand am Freitag, 14. Februar ab 15:30 Uhr im Regierungspräsidium Kassel statt. Vor Ort wurden die Preisträger*innen im Walter-Lübcke-Saal durch Schirmherr Christoph Lübcke ausgezeichnet. Moderiert wurde die Veranstaltung von Johanna Kindler (Leiterin der Geschäftsstelle) und Maximilian Zindel (Stellvertretender Vorsitzender). Musikalisch wurde die Preisverleihung von Maik Garthe untermalt. Der Musiker spielte unter anderem „Imagine“ von Jon Lennon. Im Anschluss lud die Demokratie-Initiative zu einem Empfang.