
Kaffeeklatsch mit Kandidaten-Speeddating – In zwei Punkten sind sich die Kandidaten einig!
Bundestagskandidaten sind sich einig: Museumsdirektor nicht weiter tragbar
Beim Kaffeeklatsch im Demokratie-Laden der Initiative „Offen für Vielfalt“ in Kassel sind sich die drei Wahlkreis-Kandidaten für den Bundestag parteiübergreifend einig: Die Kasseler Universität soll nach der „Mutter des Grundgesetzes“ Elisabeth Selbert benannt werden. Und der Direktor der Staatlichen Museen in Kassel ist in seiner Funktion nicht weiter tragbar. In diesen Punkten sind Boris Mijatovic (Grüne), Daniel Bettermann (SPD) und Maik Beschad (CDU) am Wochenende (08.02.2025) übereinstimmend klar.
Im Rassismus-Skandal bei den Staatlichen Museen (Hessen Kassel Heritage), einer der größten Kunst- und Kultureinrichtungen Deutschlands sind sich die drei Politiker einig. Dessen Direktor hatte sich vorsätzlich und bewusst rassistisch gegenüber dem Vorsitzenden des Kasseler Kulturbeirats geäußert. Die drei Bundestagskandidaten machten deutlich, dass bei einem Direktor einer Institution, die das Weltkulturerbe in Kassel pflege, ein solches Verhalten nicht hinnehmbar und auch nicht entschuldbar sei. Eine solche Person weiterhin in dieser verantwortungsvollen Position zu halten, sei nicht tragbar. Alle drei Politiker sprachen sich gegen eine weitere Beschäftigung des Museumsdirektors der Staatlichen Museen aus.
Nach dem Antisemitismus-Skandal um die letzte Documenta ist Kassel mit den rassistischen Äußerungen des Direktors der Staatlichen Museen in Kassel erneut bundesweit in die Schlagzeilen geraten. „Kassel ist eine Stadt der Kunst und Kultur. Diese Marke hat nach dem Documenta-Skandal nun erneut Schaden genommen. Rassismus steht Hessen Kassel Heritage nicht zu Gesicht“, erklärte dann auch der Vorsitzende der Initiative Offen für Vielfalt, Michael Sasse. Der Ball liegt nun bei Hessens Kulturminister Timon Gremmels (SPD) als Vorgesetzten, der selbst aus Kassel stammt und für Landesmuseen verantwortlich ist.
Die Kasseler Universität soll nach der „Mutter des Grundgesetzes“ Elisabeth Selbert benannt werden
Es wäre bundesweit die erste Universität mit Frauennamen: Die Berliner Professorin Jutta Allmendinger hatte gefordert, die Kasseler Universität soll in Zukunft den Namen von Elisabeth Selbert tragen, einer der Mütter des Grundgesetzes. Damit wäre sie die erste deutsche Universität, die nach einer Frau benannt wäre. Die renommierte Wissenschaftlerin hatte darauf verwiesen, dass die 1971 als Gesamthochschule gegründete Institution eine der wenigen Universitäten in Deutschland ist, die noch nicht nach einer Persönlichkeit benannt ist.
Auch, wenn es mit Aufwand und einigen Kosten verbunden ist, CDU-Bundestagskandidat Maik Beschad unterstützt wie Daniel Bettermann (SPD) und Boris Mijatovic (Grüne) ausdrücklich eine Umbenennung. Selbert sei unzweifelhaft eine absolut verdiente und renommierte Demokratin. Die Universität nach ihr zu benennen, sei der richtige Schritt. In Kassel befindet sich das Archiv der Deutschen Frauenbewegung und eine Ausgabe des Grundgesetzes mit handschriftlichen Notizen von Selbert.
Elisabeth Selbert (1896-1986) wurde in Kassel geboren, hatte hier Bundestagsmandat in Kassel und ist in Kassel gestorben. Elisabeth Selbert war als SPD-Politikerin und Juristin eine von vier Frauen im Parlamentarischen Rat, der 1948/49 das Grundgesetz verfasste. Die Kasselerin setzte insbesondere die Formulierung „Männer und Frauen sind gleichberechtigt“ durch und gilt als Wegbereiterin der Gleichberechtigung.
Kassels Oberbürgermeister Sven Schoeller findet dagegen bislang, dass die Juristin Selbert trotz ihrer herausragenden Bedeutung nicht die ideale Namensgeberin wäre, denn die Universität verfüge über „keine klassische juristische Fakultät“. Sein Parteifreund Boris Mijatovic, Bundestagabgeordneten für die Grünen aus Kassel, hält dies nicht für notwendig und setzt stattdessen auf mehr Ambition. Man könne die Universität gerne um eine juristische Fakultät ergänzen.
Nach Winter-Wahlkampf aufwärmen im Demokratie-Laden
Die hessische Demokratie-Initiative „Offen für Vielfalt – Geschlossen gegen Ausgrenzung“ hatte Mitglieder und Freunde zu dem Kaffeeklatsch mit den Wahlkreis-Kandidaten eingeladen. Nach einer Fragerunde stellten die sich in einem Speed-Dating an wechselnden Tischen den Gästen bei Erdbeer-Kuchen mit Sahne vor. Johanna Kindler, Geschäftsstellen-Leiterin des Demokratie-Ladens (Goethestraße 77) freut sich über die Resonanz. „Eine wirklich spürbar tolle und persönliche Stimmung bei den vielen Gesprächen. Und für die Kandidierenden war es auch einmal schön, angesichts des Winterwahlkampfs drinnen zu sitzen. Unsere Geschäftsstelle ist eben auch eine Demokratie-Wärmestube.“